Read the english translation of this article here.




O'Reilly Resource Center: O'Reilly Web und Internet Center
oreilly.deO'Reilly NetworkBücher, Konferenzen, Software, Online Publishing
KontaktBestellinfosOnline-Bücher

Pfeil Suche
Pfeil Bücher A-Z
Pfeil Neuerscheinungen
Pfeil Buchreihen
Pfeil Special Offer
Programmbereiche
Pfeil
Bioinformatik
C/C++ Programmierung
Design & Grafik
Java
Linux
Macintosh
.Net
Open Source
Oracle
Perl
PHP & MySQL
Python
Sicherheit
System- & Netzwerkadministration
Unix
Web & Internet
Windows
XML
Special Offer
Weitere Infos
Pfeil
Katalog bestellen
Mailinglisten abonnieren
Archiv

Unsere Partner im Buchhandel

Colin Moock

Über Flash, den Armmolch und die Deutsche Bahn

Ein Interview mit Colin Moock, übersetzt von Dorothea Heymann-Reder


O'Reilly Verlag: Colin, Ihr Buch ist in der Flash-Community wohl bekannt und steht jetzt auch als deutsche Übersetzung zur Verfügung. Was gefällt Ihnen persönlich am besten an dem Buch?

Colin Moock: Im Wesentlichen die tief gehende, gründliche Behandlung des Themas. Ich finde es gut, nicht nur zu verstehen, wie etwas funktioniert, sondern auch, warum es genau so funktioniert, welche Probleme dabei auftreten können und wie man die betreffende Funktion am besten einsetzt. Ich mag Bücher, die ihr Sujet wirklich erschöpfend behandeln, und ActionScript für Flash MX ist ein solches Buch. So widme ich alleine der Klasse "TextField" 62 Buchseiten, auf denen ich mir große Mühe gebe, auch ein paar äußerst verwirrende Methoden (z.B. setNewTextFormat()) zu erklären und auf eine Menge kleinerer Probleme hinzuweisen, auf die ernsthafte Entwickler stoßen könnten.

Außerdem gefällt mir an der zweiten Auflage das überarbeitete Kapitel 12 über Objekte und Klassen. Ich denke, dass darin die objektorientierte Programmierung mit Flash sehr gut erklärt wird und dass ein paar hochtechnische Themen sehr klar beschrieben werden. Der Lektor Bruce Epstein und ich haben bestimmt allein für den Abschnitt über die Prototypenkette und für die Probleme mit dem Standardverfahren zur Oberklassenzuweisung (diese berühmte Diskussion über __proto__ versus new()) eine volle Woche Zeit gebraucht.

Die O'Reilly-Bücher sind bekannt für die Tiere auf dem Cover. Wie finden Sie das Tier auf Ihrem Buch?

Ganz toll! Super! Als ich es zum ersten Mal gesehen habe, war zufällig ein Freund von mir, James, dabei. Er rief: "Wahnsinn! Wie bist du an den Basilisken gekommen?" (er meinte die mythische vogelköpfige Schlange, nicht die Echse gleichen Namens).

Dabei hatte ich mir den Armmolch nicht gewünscht. Ich wollte gern einen Biber, weil er Kanadas Nationaltier ist. Eigentlich wünsche ich mir immer noch einen Biber. Vielleicht schreibe ich noch ein Buch, nur um zu schauen, ob ich dann vielleicht meinen Biber bekomme. Als zweite Wahl habe ich den Frosch angegeben, weil Frösche so nette Tiere sind. Ich habe versucht, O'Reilly von dem Biber zu überzeugen, indem ich sagte, wie Flash seien auch Biber gewissermaßen plattformunabhängig: Sie können im Wasser und auf dem Land leben. Vielleicht ist der Armmolch ja eine Art Kompromiss: Armmolche leben die meiste Zeit des Jahres im Schlamm.

Wann und wofür haben Sie Flash zum ersten Mal benutzt?

1996, als ich für SoftQuad als Webmaster gearbeitet habe. Seinerzeit hieß Flash noch FutureSplash, und ich habe es von FutureWave Software bekommen. SoftQuad produzierte damals einen beliebten HTML-Editor, der aber letztlich von Microsoft FrontPage und Macromedia Dreamweaver verdrängt wurde. FutureWave wollten ihr Plugin auf die Website von SoftQuad bringen. (Wie das Schicksal so spielt, ist SoftQuad längst verschwunden und Flash wuchs zu einem ganzen Industriezweig heran.) Wie dem auch sei: Da ich 1996 keine Plugins auf der Website von SoftQuad zuließ, habe ich mir nicht die Mühe gemacht, FutureSplash längere Zeit zu untersuchen. Aber die CD habe ich immer noch.

Die erste Gelegenheit, bei der ich Flash tatsächlich benutzt habe, ergab sich rund ein Jahr später bei einer Internet-Agentur namens ICE. Ich gehörte zu einem Team, das die Website von Levi's Canada als animierte Kneipenszene mit Flash 2 gestaltet hat. Ungefähr zur gleichen Zeit habe ich GWEN! geschrieben und angefangen, Technotes über meine Erfahrungen mit Flash zu veröffentlichen. So kamen die ersten Flash-Hilfethemen auf moock.org. Unter http://www.moock.org/webdesign/flash/sandbox/ können Sie immer noch die Website von Levi's und GWEN! sehen.

Bücher zum Thema

ActionScript für Flash MX - Das Handbuch

ActionScript für Flash MX - Das Handbuch und ActionScript für Flash MX - Die Referenz
von Colin Moock

Haben Sie zurzeit eine Lieblingswebsite, die mit Flash erstellt wurde? Und wenn ja, warum ist sie es?

Aber klar doch: STRONG BAD! Und: presstube.com (von James Patterson), pitaru.com (von Amit Pitaru) und levitated.net (von Jared Tarbell).

Warum? Schauen Sie selbst. Wenn Sie dann nicht verstehen, warum mir diese Sites gefallen, kann ich es auch nicht erklären.

Welches Potenzial sehen Sie für Flash in den nächsten ein bis zwei Jahren? Ist irgendeine spektakuläre Entwicklung in Sicht?

Es wird wohl keine Überraschungen geben. Ich denke, dass immer mehr Flash-basierte Anwendungen entstehen werden. Macromedia drängt sehr stark in diese Richtung, was ja auch sinnvoll ist. Bei Macromedia Central wird Flash sogar auf dem Desktop eingesetzt. Höchstwahrscheinlich - vielleicht sogar zwangsläufig - wird sich die Weise, wie Flash-Inhalte schon jetzt auf Design und Bewegung setzen, bald auch in den traditionellen Desktop-Anwendungen durchsetzen. Die Frage ist nur: Werden diese so genannten "reichhaltigen" Desktop-Anwendungen in Flash geschrieben, oder werden die Betriebssystemproduzenten einfach Flash-Metaphern in ihre eigenen Entwicklungswerkzeuge integrieren?

Wenn etwas Spektakuläres in Sicht ist, dann ist es der Flash Communication Server von Macromedia. Er ist zwar schon da, aber eigentlich ist er immer noch im Kommen.

Kritiker sagen, dass Flash nur für Gimmicks gut ist, die die Ladezeit von Websites verlängern. Was denken Sie darüber?

Ich schätze, diese Kritiker haben sich 1999 das letzte Mal mit Flash beschäftigt. Heutzutage kann kein Mensch, der etwas von moderner Webtechnologie versteht, allen Ernstes Flash als Gimmick bezeichnen.

Sie sind nicht nur Programmierer, sondern auch ein sehr produktiver Maler. Was bedeutet Ihnen das Malen im Gegensatz zum Programmieren?

Ich sehe zwischen dem Malen und dem Programmieren keinen Gegensatz. Im Grunde ist beides ziemlich ähnlich. Das Malen ist ein kreatives Medium, um visuelle Erfahrungen zu gestalten, und die Flash-Programmierung ist eben ein anderes kreatives Medium, um visuelle Erfahrungen zu gestalten. Zu Ihrer Frage "Was bedeutet Ihnen das Malen?" muss ich sagen, dass ich es noch nie gewagt habe, sie zu beantworten. Ebenso wenig wie ich beantworten kann, was für ein Gefühl es ist, Musik zu hören oder in einem Wald zu stehen. So etwas kann ich nicht zerlegen und analysieren; ich lasse es als instinktive Erfahrung bestehen, und dabei bleibt es.

Stellen Sie auch aus?

Nein, nie. Ich bin nicht an der Galerie-Szene interessiert. Es gibt genug Maler, die die Wände von Galerien vollhängen. Ich male für mich selbst und für die Menschen, die ich kenne (und von denen viele in meiner Arbeit auftauchen). Meine Arbeit baut zu diesen Menschen eine Art von Beziehung auf, die sie niemals erfahren könnten, wenn sie ein Ausstellungsstück in einer Galerie betrachten. Jeder sollte malen. Jedes Haus ist eine Galerie.

Allerdings stelle ich meine Bilder ins Internet. Das ist aus folgenden Gründen besser als Ausstellungen in einer Galerie: 1) Es geht nicht um Geld. 2) Die Besucher meiner Website verbindet etwas mit mir; sie kennen Bücher oder andere Arbeiten von mir. 3) Keine Institution "sanktioniert" meine Arbeit oder stempelt sie als "anerkannte Kunst" ab, indem sie sie in eine Galerie hängt. Meinen Bildern soll man vorurteilsfrei begegnen. Und 4) Ich finde es schön, wie die Bilder aussehen, wenn sie von hinten beleuchtet sind :)

In manchen Ihrer Bilder finden sich Symbole der Deutschen Bahn und deutscher Bahnhöfe. Welche Geschichte steckt dahinter?

Wenn Sie auf auf die Bilder klicken, gelangen Sie zu einer größeren Version auf Colins Website1997 bin ich mit meinem Vater nach Deutschland gefahren, um seine Heimatstadt Hamburg zu sehen (eigentlich Volksdorf). Wir haben auch meine Tante in Nürnberg besucht, und ich habe für ein paar Tage bei einem Freund in Karlsruhe vorbeigeschaut. Die Bilder beruhen alle auf Skizzen, die bei dieser Reise entstanden sind. Schauen Sie sich folgende Bilder an: (Wenn Sie auf auf die Bilder klicken, gelangen Sie zu einer größeren Version des jeweiligen Bildes auf Colins Website.)

Das erste Bild zeigt eine Kellerkneipe in Karlsruhe, direkt neben dem Biergarten im Zentrum. Mein Bekannter und ich saßen dort lange zusammen, und ich habe die Bedienung beim Bierzapfen gezeichnet.

Wenn Sie auf auf die Bilder klicken, gelangen Sie zu einer größeren Version auf Colins Website Das zweite Bild entstand auf einem Bahnhof irgendwo zwischen Hamburg und Nürnberg. Der Zug hielt lange genug, um eine schnelle Skizze anzufertigen. Für mich als Kanadier waren die Züge etwas ganz Tolles. Die älteren Züge sehen so stabil und rein auf ihre Funktion ausgerichtet aus, wozu das Logo der Deutschen Bahn gut passt. Das gesamte Bahnnetz strahlt Pflichtbewusstsein und Zuverlässigkeit aus. Ich fand es toll, wie jeder Bahnhof eine abgeschlossene, feste Insel war, wo sich die Reisenden zwischen den sicheren Häfen der Bahnsteige hin und her bewegten. Übrigens, mein Großvater Eugene Moock wurde nach dem zweiten Weltkrieg, mit vierzig Jahren, Künstler. Ich liebe seine Bilder, und die Form der Bahnsteige in meinem Bild sind eine Reverenz an ihn.

Wenn Sie auf auf die Bilder klicken, gelangen Sie zu einer größeren Version auf Colins Website Dieses Bild ist eines von zwei Bildern vom Hamburger Hauptbahnhof. Ich war begeistert von den hellblauen Anzeigen, von der Menge der Bahnsteige und von den Zahlentäfelchen, die sich auf den Anzeigetafeln drehen, wenn die Anzeige sich ändert. So etwas haben wir in Kanada nicht. Diese Anzeigetafeln in den Bahnhöfen sind wirklich ein Schauspiel.

Wenn Sie auf auf die Bilder klicken, gelangen Sie zu einer größeren Version auf Colins Website Das ist das zweite Bild vom Hamburger Hauptbahnhof. Ich finde, es fängt die Stimmung noch viel besser ein. Den unvermeidbaren Schmutz, die Weite, die modernen Lichter inmitten der älteren Strukturen und das flüchtige Kommen und Gehen von Zügen und Menschen. Dieses Bild hat denselben Stil und dieselben Farben wie die Karlsruher Kneipe. Etwas Ähnliches habe ich nie wieder gemalt. Wahrscheinlich lag es an einem Gefühl, das die Reise in mir hinterließ, und das inzwischen verblasst ist ...

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Colin.


Die Bücher ActionScript für Flash MX - Das Handbuch und ActionScript für Flash MX - Die Referenz sind bei O'Reilly im Mai und Juni 2003 erschienen.

Colin Moock ist ein unabhängiger Web-Guru mit einer Schwäche für Kreativität und Ausdrucksformen im Netz. Schon seit 1995 beschäftigt er sich mit Forschung, Design und Programmierung für das Web. Inzwischen teilt er seine Zeit zwischen dem Schreiben von Büchern, dem Sprechen auf Konferenzen und der Erforschung neuer Web-Technologien auf. Durch seine preisgekrönten Flash-Entwicklungen und seine renommierte Support-Website für Flash-Entwickler (http://www.moock.org) bekannt geweorden, ist er heute eine der führenden Persönlichkeiten der Flash-Community.

Sehen diese Seiten zu fade bzw. langweilig aus? Wenn ja, dann liegt das daran, daß unsere Seiten CSS verwenden! Entweder Ihr Browser unterstützt CSS nicht oder Sie haben CSS deaktiviert.
Netscape 4.x-Benutzer: Deaktivierung von JavaScript bewirkt leider, daß auch CSS deaktiviert ist!


O'Reilly Home | O'Reilly-Partnerbuchhandlungen | Bestellinformationen
Kontakt | Über O'Reilly | Datenschutz

© 2002, O'Reilly Verlag
webmaster@oreilly.de